Freitag, 27. März 2009

Kapitel 31: Der Weihnachtsbaum

Und da kam Opa die zündende Idee. Er war es jedes Jahr, der den Weihnachtsbaum besorgen musste, denn der Vater weigerte sich dazu. Um einen guten Weihnachtsbaum zu finden, musste er schon früh morgens mit dem Schlitten aufbrechen und in den tiefen Wald marschieren um zu schauen, welcher Baum sich am besten für die Feierlichkeiten eignen würde.

Dieses Jahr beschloss er, Auguste mitzunehmen. Denn alleine war es schwierig einen Baum nach Hause zu transportieren und die anderen waren nicht von der Hofarbeit zu befreien. Und ausserdem wollte er die Zeit nutzen, um mit Auguste einen Besuch bei Olaf zu machen. Als er Auguste von diesem Plan erzählte, war sie total begeistert. Wie würde Olaf sich freuen, wenn sie plötzlich bei ihm vorbeikämen? Sie konnte es kaum erwarten, bis endlich der 23.12. war, so dass sie endlich los konnten. Harry durfte natürlich auf mit. Und damit man seine Spuren im Schnee nicht sah, sollte er sich auf den noch leeren Schlitten setzten.

Alles war bis ins kleinste Detaill geplant. Nur etwas konnten sie nicht planen. Wie sollten sie Olaf finden? Zwar hatter er ihnen ungefähr beschrieben, wo er jetzt lebte, aber sie waren noch nie bei ihm gewesen und im Winter war alles zugeschneit und es war extrem schwierig eine kleine Hütte, die vielleicht zugeschneit war, zu finden!

Aber sie gaben die Hoffnung nicht auf. Am morgen des 23. Dezember, es war noch dunkel draussen, standen Auguste und Opa früher auf, als alle anderen. Sie assen tüchtig Frühstück und schmierten sich Brote für unterwegs. Sie würden nicht vor Abend zurück kehren und mussten so genügend Proviant mitnehmen. Auch zwei Thermoskannen mit Tee wurden gefüllt. Es war unter Null draussen. Deshalb hüllten sich beide in die wärmsten Kleider die sie finden konnten. Nur Harry stellte ein Problem dar. Er selbst hatte keine so warmen Kleider. Und würde man ihm eine warme Jacke von einem Hofbewohner geben, so sähe das doch sehr seltsam aus, wenn eine unbenutzte Jacke einfach über dem Schlitten schweben würde. Nach einigen Überlegungen einigten sie sich darauf, dass Harry, bis sie ausser Sichtweite des Hofes waren, unter Austes Mantel schlüpfen würde.

Alles war parat und es konnte losgehen. Die anderen Hausbewohner waren nun auch schon auf den Beinen und sie wünschten ihnen noch Glück bei der Weihnachtsbaumsuche und fragten, was sie denn zum Abendessen haben wollten, man würde es ihnen auf die Seite stellen, wenn es später werden sollte. Als alles besprochen war, verliessen Opa und Auguste mit Harry winkend den Hof.

Es war bitter kalt draussen und Auguste fiel nach einer Weile das Atmen und auch das Laufen schwer. Opa bat ihr an, sich auf den Schlitten zu setzten, doch das wollte sie nicht. Opa war schon ein alter Mann und war auch nicht mehr ganz bei Kräften. Da würde sie sich schämen, als junges, starkes Mädchen, sich von einem Greis ziehen zu lassen. Also hielt sie tapfer durch.

Nach etwa einer Stunde Fussmarsch durch den tiefen Schnee, machten die beiden eine Verschnaufspause. Weit waren sie noch nicht gekommen, denn in dem Meterhohen Schnee war das fortkommen beschwerlich. Um möglichst Kräfte zu sparen, beschlossen sie, dass sie Olaf besuchen würden, bevor sie den Baum fällen wollten. Olaf könnte ihnen ja dann vielleicht dabei helfen. Doch wie sollten sie nun Olaf finden? Sie hatten keine Ahnung, wo sie jetzt hingehen sollten. Sie wussten, dass er irgendwo in dieser Gegend wohnen musst, doch wo genau, ja das war ein Rätsel. Optimistisch versuchte es Auguste damit, ihn zu rufen: " Olaf! Wo bist Du? Auguste und Opa sind hier, um dich zu besuchen! Komm uns doch abholen, wir kennen den Weg nicht." Nichts rührte sich. Sie versuchten es erneut. Diesmal zu dritt: "Olaf! Olaf! Oooooolaf! Wo bist Du?" Doch es rührte sich immer noch nichts.

Nachdem sie ein Weilchen gewartet hatten, beschlossen sie, einmal auzuprobieren, ob sie ihn nicht doch einfach zufuss finden konnten. Sie marschierten, etwas langsamer und wengiger zielgerichtet, aber immer noch hoffnungsvoll los.

Kapitel 30: Weihnachten naht

Und während sie noch studierten, wie sie einen Weg finden konnten, den Hof unbemerkt und ohne mistrauische Fragen, zu verlassen, stand plötzlich Weihnachten vor der Tür. Die Langeweile verflog, denn nun hiess es vorbereiten. Plätzchen und Kekse mussten gebacken werden, Weihnachtsdekorationen gebastelt werden und das ganze Haus musste auf Vordermann gebracht werden. Schliesslich sollte es glänzen, wenn an Heiligabend die Verwandten auf Besuchkommen würden. Und den Weihnachtsmann wollte man ja schliesslich gebührend empfangen.
Auguste freute sich schon riesig auf Weihnachten. Zwar gab es bei ihr nicht so viele Geschenke, wie dies heutzutage bei den meisten Kindern der Fall ist, aber Weihnachten war trotzdem herrlich. Sie freute sich jetzt schon auf die Orange, die sie bekommen würde und auch auf die Tafel Schokolade, die höchstwahrscheinlich im Sack des Weihnachtsmann auf sie warten würde. Und sicher würde sie auch dieses Jahr wieder Wollsocken von einer Tante bekommen und wenn sie Glück hatte, würde sie ein schönes Buch bekommen. Oder vielleicht doch etwas zum Anziehen? Sie brauchte wiedereinmal einen schönen Wintermantel. Aber eigentlich war es ihr egal, wie sie herumlief, ein Buch wäre bei ihr mehr willkommen, denn damit konnte man etwas anfangen. Aber sie wusste, dass sie sich nicht allzu grosse Hoffnung auf ein Buch machen konnte, denn ihr Vater hielt nicht viel von lesenden Mädchen. Er meinte, eine Frau müsse Handarbeiten beherrschen und den Haushalt machen können und dann von ihm aus noch ein paar Geschichten kennen, die sie den Kindern erzählen könnte. Auf keinen Fall sollte sie aber gelehrt sein und mehr wissen, als ein Mann. Er selbst hatte die Volksschule gerade mal abgeschlossen, hatte aber die Aufnahmeprüfung für die Agrarfachschule nicht bestanden. Im Laufe seines Lebens hatte er seinen Hof und seine Familie auch ohne grosse Bildung durchbringen können, weshalb er Bildung, so lange sie nichts mit Bibel, Gott und der Kirche zu tun hatte, für unnötig hielt. Hatte die Bildung aber etwas mit der Religion zu tun, so war er hell begeistert davon. Er versuchte immer, seine älteren Töchter und seine Frau für den Gebetsverein zu begeistern. Er selbst war ein treues Mitglied. Die Frauen des Hauses nahmen zwar auch oft an den Treffen der Gromadki (Gebetsverein) teil, aber sie folgten den Predigten nicht ganz so mit Inbrust, wie der Vater. Sie waren eher etwas dem weltlichen zugetan.
So entbrannte auch jedes Jahr um Weihnachten erneut ein Streit zwischen der Mutter und dem Vater. Die Mutter wollte für das Weihnachtsfest einen geschmückten Tannenbaum in die gute Stube stellen, der Vater wollte von diesem heidnischen Brauch nichts wissen. Er meinte, sie könne zur Dekoration ja ein paar Tannenäste hinlegen, aber das ganze gebastel und die ganzen Girlanden und sowieso der Baum mit den Kerzen und Äpfeln sei überflüssig.

Bis jetzt hatte sich bei diesem alljährlich wiederkommenden Streit die Mutter immer durchgesetzt. Doch der Vater weigerte sich ab diesem Moment jedes Jahr sich in irgend einer Form an den Weihnachtsvorbereitungen zu beteiligen. Doch das störte die Frauen und den Opa nicht, denn so konnten sie ohne ständiges gemecker irgendetwas was sie taten seie unchristlich, die Vorbereitungen richtig geniessen.

Nun war der 3. Advent herangekommen und die Vorbereitungen gingen langsam ins Endstadium über. Eigentlich war alles schon parat nur der umstrittene Baum fehlte noch.