Donnerstag, 25. Juni 2009

Fiebernacht

Der Schweiss fliest ihr aus allen Poren. Sie liegt im Bett und hat sich gut zugedeckt. Denn schliesslich möchte sie das mühsame Fieber so schnell wie möglich loswerden. Schon seit Tagen fesselt sie diese Krankheit ans Bett. Und eigentlich hat sie doch gar keine Zeit dazu. Es ist 1:24 in der Nacht. Alles schläft. Das Haus ist still. Sie hat Hunger. Doch leider kann sie sich nichts zuessen machen, denn die Sicherung ist rausgefallen und sie hat keine Ersatzsicherung. Also nimmt sie den Computer und hofft, dass jemand online ist. Doch nichts. Niemand ist da. Weder auf skype noch auf facebook oder im gmailchat trifft sie jemanden zum schwatzen.
Plötzlich fühlt sie sich so einsam. Sie hat das Verlangen nach Nähe. Doch niemand ist da. Und sie kann auch niemanden anrufen. Um diese Zeit würden sie alle für Verrückt halten, oder sich sorgen machen. Der Schweiss tropft ihr von der Stirn. Mühsam wischt sie ihn sich weg. Wieviel Schweiss in so einem kleinen Körper stecken kann? Ihr war vorher nicht bewusst gewesen, wie stark ihr Körper reagieren kann. Und wie sehr sie auf ihren Körper angewiesen ist. Eigentlich hatte sie arbeiten wollen. Aber mit dem leichten Schwindelgefühl, das sie seit Tagen mit sich herumschleppt und den tränenden Augen ist konzentriertes Arbeiten unmöglich. Die Uhr auf dem Nachtisch tickt erbarmungslos. Schon ist es 1:28 und noch immer fühlt sie sich nicht müde. Sie würde gerne schlafen und morgen ausgeruht in den Tag schlafen. Aber nach so viel Schlaf kann der Geist irgendwann nicht mehr schlafen.
Sie fühlt sich wie eine Gefangene in ihren eigenen vier Wänden. Niemand hat sie eingesperrt und trotzdem kann sie ihrem Gefängnis nicht entrinnen! Es gibt keine Flucht, es gibt nur ein Bleiben. 1:29 Die Zeit schleicht weiter. Wie lange es wohl noch bis zum Morgengrauen dauert? Sie überlegt. Das sind mindestens noch drei Stunden. Sie hofft, dass sie bis dann wieder schläft.

Doch die chancen dazu sind klein. Soeben hat sie ein Email einer Freundin gelesen. Diese war 5 Monate in Indien und hat einen super Report darüber geschrieben. Sie beneidet die Fähigkeit ihrer Freundin etwas. Wie schafft sie es nur, in so kurzer Zeit so etwas gutes zu machen, was sie in einem ganzen Jahr nicht geschafft hat? Und sowieso, die Freundin scheint ihr Leben zu geniessen. Gerade war sie erst in Indien, jetzt ist sie schon wieder in der USA. Die im Bett liegende wird vom Fernweh gepackt. Sie möchte weg, die Weltentdecken und auch davon leben können. Was braucht sie denn schon im Leben? Sie hält inne, aber verzichten wollte sie trotzdem nicht. Nein auf die Katze könnte sie nicht verzichten, auf den Computer auch nicht und nein schon gar nicht auf die Schuhe und Kleider und vorallem nicht auf die vielen Bücher, die sie in ihrer Wohnung angehäuft hat. Ja, ihre Freundin ist frei von all diesem Balast und kann sich auch frei bewegen. Aber die Fieberkranke wollte ihr sicheres Leben doch nicht gegen das unsichere ihrer Freundin tauschen. Nur in Gedanken. Ja in Gedanken, da konnte man die Freundin für all die positiven Seiten ihres Lebens bewundern und die negativen Seiten im Schatten stehen lassen. Wer interessiert sich schon dafür. Negative Seiten hat das eigene Leben zu genüge. Warum soll man sich mit negativen Seiten anderer Leben beschäftigen? Sie verliert sich in Gedanken. 1:35 Oh, die Zeit verstreicht. Eben noch fühlte sie sich in ihren vier Wänden eingesperrt. Nun geniesst sie die Vertrautheit des Zimmers und die kuschelige Bettdecke. Vielleicht sollte sie einfach ein Baldrian nehmen und versuchen zu schlafen? Morgen würde bestimmt alles ganz anders ausschauen. Und das Fieber ist dann vielleicht auch verschwunden.

3 Kommentare:

Juha V. Mentu hat gesagt…

Hallo Jeroschka!

Sehr gut, dass die Geschichte weitergeht!

Ich bin zu mude gewesen, um sie zu weiterlesen: mein neuer Arbeit und einige sehr schwere Sachen in meiner Familie haben meinen Zeit genommen.

Aber jetzt bin ich zuruck, anfange deine Erzählung lesen und auch Bilder machen! Etwas neues zur Ausstellung von meinem Kunsverein soll ich am Anfang Augusti haben.

Facebook hilft auch - ich kann meine alte Freunde, Kollegen und auch ganz neue Leute treffen.

Habe gute Zeite und einen schönen Sommer!

- Juha

jeroschka hat gesagt…

Hallo Juha,

mh, also vor Mitte Oktober werde ich nicht mehr dazu komme, weiterzuschreiben. Nächste Woche werde ich für längere Zeit vereisen und bin erst Mitte Oktober zurück. Ich hoffe es geht Dir und Deiner Familie besser.

liebe Grüsse Jeroschka

Juha V. Mentu hat gesagt…

Gute Weihnacht, Jeroschka! Ich habe so viel zu tun, dass ich keine Zeit hätte, mein Blog weiterzuschreiben. Ich werde doch Dein Blog folgen, wenn ich nur Zeit habe!