Auguste konnte es kaum erwarten. Kaum hatte sie fertig gegessen verabschiedete sie sich von Maria und wünschte gute Nacht. Maria war sichtlich enttäuscht, hatte sie doch gehofft, einen vergnüglichen Abend mit dem Mädchen aus Masuren zu verbringen. Denn diese Mädchen konnte so wunderbar von ihrer Heimat erzählen und Maria konnte so, ohne einen Zug zu nehmen in dieses ferne Masuren reisen. Zusammen mit Auguste wanderte sie durch Dörfer und Wälder, über Wiesen, Felder und Kuhweiden. Und ganz besonders liebte sie den knutschblauen Himmel und die wunderschönen weissen Schäfchenwolken. Sogar das Geräusch, wenn der Wind durch die Roggenfelder strich konnte sie sich schon lebhaft vorstellen, obwohl sie selbst noch nie auf dem Land gewesen war. Sie war in der Stadt mit den Vorgärten und Parks und mit vielen Büchern aufgewachsen. Doch die wilde Natur, wie Auguste sie beschreiben konnte, die kannte sie nicht. Und seit dieses Mädchen ihr so lebhaft von der Heimat erzählt hatte, packte Maria die Sehnsucht und sie konnte sich kaum satt hören an den Erzählungen und kaum satt träumen an den wunderschönen Bildern, die durch ihren Kopf zogen. Am liebsten würde sie auf dem Rücken eines Trakhener Hengstes zusammen mit Auguste im wilden Galop durch die tiefen, dunkel grünen Wälder reiten, in den vielen kleinen Seen baden und auch einmal einen Sumpf besuchen, von denen es in Masuren noch einige zu geben schien. Doch daraus wurde anscheinend nichts. Augustchen schien müde zu sein. Und nach all den vielen Eindrücken und Erlebnissen des heutigen Tages konnte Maria es ihr kaum verdenken. Also verbarg sie ihre Enttäuschung so gut es ging und wünschte Auguste eine gute Nacht, welche überraschend flink die Treppe hoch wieselte.
Auguste hatte die Enttäuschung Marias wohl bemerkt. Doch momentan war ihr das ganz egal. Sie wollte nur eines und zwar sich mit Harry unterhalten. Zurück in ihrem Zimmer vergewisserte sie sich, dass niemand ihr gefolgt war. Sie liess die Tür hinter sich ins Schloss fallen und flüsterte in das Zimmer hinein: "Harry, wo bist Du? Ich muss dringend mit Dir reden!" Aufmerksam horchte sie in den Raum. Doch es war nichts zu hören, noch etwas zu sehen. Auguste hatte mit allem gerechnet, doch nicht, damit, dass Harry nicht da sein könnte. Ernüchtert machte sie sich daran, wirklich ins Bett zu gehen. Während sie langsam ihr Pyjama anzog und ihre Zähne putzte, wusste sie noch nicht, wie gut sie daran tat. Keine 10 Minuten später, als sie gerade unter die Decke geschlüpft war, öffnete sich nocheinmal die Zimmertüre und Maria lugte herein. Befriedigt sah sie, dass Auguste schon im Bett war, wünschte ihr nocheinmal eine gute Nacht und stieg wieder in die Stube hinunter. Erlöst von der Anspannung des ganzen Tages und zufrieden darüber, dass sie Maria nicht etwas vorgespielt hatte und wirklich schon im Bett war, streckte sie sich aus und drückte ihren Kopf tief in das Kissen. Es wäre gar nicht auszudenken gewesen, was für Konsequenzen es möglicherweise hätte haben können, wenn Maria sie mit Harry schwatzend vorgefunden hätte.
Auguste war tatsächlich müde und döste vor sich hin. Der Schlaf wollte sie schon fast überwältigen, als sie gewahr wurde, dass Harry zum Fenster hinein kam. Er schien ein wenig betrunken zu sein, denn er torkelte ein wenig. Sofort war Auguste wieder hellwach und setzte sich im Bett auf. Harry begrüsste sie und wollte sich schon unter das Bett in sein eigenes Schlafgemach verziehen, als Augste ihn an der Hand packte und festhielt. "Geh nicht! Ich muss Dich noch etwas wichtiges fragen!" Doch durch die berührung mit Auguste war Harry wie zu Stein erstarrt. Erst nach einigen Augenblicken löste er sich wieder und verschwand so schnell er konnte unter dem Bett. Nach einer Weile kam seine rote Zipfelmütze wieder zum Vorschein und aus sicherer Entfernung fragte er Auguste, was sie ihn denn wichtiges fragen wollte. Froh darüber, dass Harry doch mit ihr zu reden schien, beschränkte sich Auguste zuerst auf eine Frage, anstatt Harry gleich über seine Familiengeschichte auszufragen. Viel wichtiger war es, ob Harry die Sprache der Trolle kannte. Also hielt sie ihm das Stück Papier unter die Nase, auf der ihr Olaf eine Botschaft geschrieben hatte. Zu ihrem Erstaunen las Harry das Geschriebene sofort vor: "Trolmands hus er hemlighed." Dann schaute er Auguste fragend an und erkundigte sich, was sie ihm damit sagen wollte. Die Hoffnung, dass Harry ihr weiterhelfen könnte, schwand sofort. "Weisst Du nicht, was da drauf steht?" fragte sie den Zwerg. Dieser schüttelte den Kopf. Er erkundigte sich, wer das geschrieben habe und warum Auguste ihm diesen Wisch unter die Nase hielt. Nachdem Auguste alles erzählt hatte, erklärte er sich bereit, bei seinen Bekannten zu fragen, ob jemand sich mit der Sprachwissenschaft auskenne. Auguste schrieb ihm eine Kopie der Nachricht von Olaf und dann legten sich beide schlafen. Heute konnte Auguste ruhig und schnell einschlafen. Zwar hatten schon zwei Wissenschaftler ihre Hilfe verweigert, doch einer würde evt. immer noch helfen und vielleicht würde sich eine weitere Tür öffnen, bevor alle geschlossen waren, wenn Harry jemanden ausfindig machen könnte, der Olaf verstehen würde.
Dienstag, 26. August 2008
Kapitel 18: Auf dem Telegraphenamt
Auguste zuckte zusammen. Sie hatte nicht erwartet, dass jemand ins Zimmer kommen würde und hatte Maria auch nicht gehört! Maria merkte, dass sie Auguste erschreckte hatte und entschuldigte sich. "Tut mir leid, ich wollte Dich nicht erschrecken! Ich hatte Stimmen bei Dir gehört und gedacht, dass Du schon wach sein musst." Schnell sprang Auguste aus dem Bett, und Maria verliess das Zimmer wieder. Angekleidet und gekämmt eilte Auguste die Treppe hinunter zu Maria, die bereits am gedeckten Frühstückstisch auf sie wartete. Sie schlemmten ein herrliches Mahl und als beide propen Satt waren, brachen sie auf. Beide waren aufgeregt. Denn nun war es doch langsam Zeit, dass einer der Herren antworteten würde.
Und tatsächlich. Im Postamt warteten zwei Telegramme. Maria las sie hastig durch, und noch bevor sie etwas sagen konnte, wusste Auguste, anhand ihres Gesichtsausdruckes, dass es zwei negative Antworten sein mussten. Und genau das hörte sie auch wenige Sekunden später. Der Sprachwissenschaftler aus Kopenhagen, konnte nicht weiterhelfen und jener aus Zürich wollte nicht weiterhelfen. Jetzt blieb nur noch die Hoffnung, dass jener aus Breslau sie auf ihrer Rückreise empfangen wollte. Sowohl Maria als auch Auguste waren enttäuscht! Die Bitterkeit über die Überheblichkeit dieser Herren wuchs in Auguste und sie beschloss, dass falls sie mal eine grosse Wissenschaftlerin werden würde, allen, die etwas von ihr wissen wollten, helfen würde.
Mit hängenden Köpfen fuhren sie zu Opa ins Krankenhaus. Zu ihrer Erleichterung und Aufheiterung ging es ihm wieder sehr gut und er wartete darauf opperiert zu werden. Als dann der Chirurg kam, verabschiedeten sich die beiden Frauen wieder und spazierten etwas durch die Stadt. Da beide nicht so recht wussten, was sie machen sollten, schlug Maria vor, dass sie doch zusammen eine Schiffsfahrt machen könnten. Auguste war Feuer und Flamme. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie Schiff gefahren. Zwar war Masuren berühmt für die grossen Seen und dort verkehrten auch Passagierschiffe, doch ihr Dorf lag nicht sehr Nahe an einem dieser grossen Sehen, weshalb es ihr in ihrem bisherigen Leben noch nicht vergönnt gewesen war.
Sie hatten Glück mit dem Wetter, es war wunderschön und so konnten sie sich ganz vorne hinsetzten und sich den Fahrtwind durch die Haare streichen lassen. Da Maria in einer guten Stimmung zu sein schien, wagte Auguste es, sie auf Harry anzusprechen. Nicht direkt natürlich. sie erwähnte weder seinen Namen, noch was sie alles von ihm wusste. Sie fragte lediglich, ob sich Maria vorstellen könne, dass es Zwerge gibt. Maria schaute zuerst ein wenig verblüfft, denn da sie nicht wusste, was Auguste heute morgen erlebt hatte, kam für sie dieser Gedankenzug völlig unerwartet. Prüfend schaute sie Auguste an und wollte schon sagen, dass es natürlich keine Zwerge gäbe, dass dies doch alles Märchengeschichten seien. Doch sie hielt inne und überlegte, dass Auguste ja noch ein ganz kleines Mädchen war. Also holte sie lange aus, erzählte, dass es wohl in Wirklichkeit keine Zwerge gäbe, aber dass sie schon viele Geschichten über Zwerge gehört hatte und vieles mehr. Nach einer Weile erklärte sie sich sogar bereit, Auguste einige Zwergengeschichten ihrer Kindheit zu erzählen, welche ihre Oma ihr immer erzählt hatte.
Auguste strahlte. Denn je mehr Maria erzählte, desto sicherer war sie, dass Marias Oma Geschichten von Harrys Familie erzählt hatte. So erfuhr sie sehr viel über Harry, ohne dass Maria auch nur wusste, dass ein Körnchen Wahrheit in den alten Erzählungen steckte. Sie beschloss, dass sie am Abend Harry suchen würde, und ihn genauer über alles ausfragen wollte. Vielleicht könnte ihr auch Harry helfen, Olafs Sprache zu entziffern. Denn wenn es stimmte, was Maria erzählte, so waren einige Vorfahren von Harry sehr weit herumgereist und sehr gelehrt gewesen. Und Maria erzählte sogar, dass die Urururvorfahren von den hier lebenden Zwergen aus dem hohen Norden gekommen waren. Hatte nicht der Professor, den Maria besucht hatte, gesagt, dass es sich bei einigen der Sätze, die sie von Olaf hatten, um eine nordische Sprache handeln würde?
Und tatsächlich. Im Postamt warteten zwei Telegramme. Maria las sie hastig durch, und noch bevor sie etwas sagen konnte, wusste Auguste, anhand ihres Gesichtsausdruckes, dass es zwei negative Antworten sein mussten. Und genau das hörte sie auch wenige Sekunden später. Der Sprachwissenschaftler aus Kopenhagen, konnte nicht weiterhelfen und jener aus Zürich wollte nicht weiterhelfen. Jetzt blieb nur noch die Hoffnung, dass jener aus Breslau sie auf ihrer Rückreise empfangen wollte. Sowohl Maria als auch Auguste waren enttäuscht! Die Bitterkeit über die Überheblichkeit dieser Herren wuchs in Auguste und sie beschloss, dass falls sie mal eine grosse Wissenschaftlerin werden würde, allen, die etwas von ihr wissen wollten, helfen würde.
Mit hängenden Köpfen fuhren sie zu Opa ins Krankenhaus. Zu ihrer Erleichterung und Aufheiterung ging es ihm wieder sehr gut und er wartete darauf opperiert zu werden. Als dann der Chirurg kam, verabschiedeten sich die beiden Frauen wieder und spazierten etwas durch die Stadt. Da beide nicht so recht wussten, was sie machen sollten, schlug Maria vor, dass sie doch zusammen eine Schiffsfahrt machen könnten. Auguste war Feuer und Flamme. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie Schiff gefahren. Zwar war Masuren berühmt für die grossen Seen und dort verkehrten auch Passagierschiffe, doch ihr Dorf lag nicht sehr Nahe an einem dieser grossen Sehen, weshalb es ihr in ihrem bisherigen Leben noch nicht vergönnt gewesen war.
Sie hatten Glück mit dem Wetter, es war wunderschön und so konnten sie sich ganz vorne hinsetzten und sich den Fahrtwind durch die Haare streichen lassen. Da Maria in einer guten Stimmung zu sein schien, wagte Auguste es, sie auf Harry anzusprechen. Nicht direkt natürlich. sie erwähnte weder seinen Namen, noch was sie alles von ihm wusste. Sie fragte lediglich, ob sich Maria vorstellen könne, dass es Zwerge gibt. Maria schaute zuerst ein wenig verblüfft, denn da sie nicht wusste, was Auguste heute morgen erlebt hatte, kam für sie dieser Gedankenzug völlig unerwartet. Prüfend schaute sie Auguste an und wollte schon sagen, dass es natürlich keine Zwerge gäbe, dass dies doch alles Märchengeschichten seien. Doch sie hielt inne und überlegte, dass Auguste ja noch ein ganz kleines Mädchen war. Also holte sie lange aus, erzählte, dass es wohl in Wirklichkeit keine Zwerge gäbe, aber dass sie schon viele Geschichten über Zwerge gehört hatte und vieles mehr. Nach einer Weile erklärte sie sich sogar bereit, Auguste einige Zwergengeschichten ihrer Kindheit zu erzählen, welche ihre Oma ihr immer erzählt hatte.
Auguste strahlte. Denn je mehr Maria erzählte, desto sicherer war sie, dass Marias Oma Geschichten von Harrys Familie erzählt hatte. So erfuhr sie sehr viel über Harry, ohne dass Maria auch nur wusste, dass ein Körnchen Wahrheit in den alten Erzählungen steckte. Sie beschloss, dass sie am Abend Harry suchen würde, und ihn genauer über alles ausfragen wollte. Vielleicht könnte ihr auch Harry helfen, Olafs Sprache zu entziffern. Denn wenn es stimmte, was Maria erzählte, so waren einige Vorfahren von Harry sehr weit herumgereist und sehr gelehrt gewesen. Und Maria erzählte sogar, dass die Urururvorfahren von den hier lebenden Zwergen aus dem hohen Norden gekommen waren. Hatte nicht der Professor, den Maria besucht hatte, gesagt, dass es sich bei einigen der Sätze, die sie von Olaf hatten, um eine nordische Sprache handeln würde?
Dienstag, 19. August 2008
Kapitel 17: nächtlicher Besuch
Am nächsten Morgen regnete es in Strömen. Draussen war es noch dunkel, doch durch das Donnern und die Blitze des starken Gewitters, welches über Berlin durchzog, war Auguste schon hellwach. Sie hatte keine Uhr und wusste nicht wie spät es war. Da es jedoch noch so dunkel war, beschloss sie, anzunehmen, dass es noch nacht sein musste und wollte wieder einschlafen. Doch das gelang ihr nicht. Warum auch immer, sie konnte es sich nicht erklären, aber plötzlich war sie hell wach. War da nicht ein Geräusch in der Ecke gewesen? Es war viel zu dunkel im Zimmer, als dass sie etwas hätte erkennen können. Doch nun konzentrierte sich ihre ganze Aufmerksamkeit auf die hintere Ecke, dort wo der grosse Schrank stand. Auguste bekam es mit der Angst zu tun. Was, wenn dort jemand war? Ein Einbrecher vielleicht? Gestern abend hatte sie das Fenster offen gelassen, da es so schwül gewesen war. Es wäre ein leichtes für jemanden gewesen in der Nacht durch das Fenster einzusteigen, ohne dass irgendjemand im Haus es gemerkt hätte. Vielleicht war es ein Mörder? Hier war sie ja in Berlin. Bei sich in der warmen Stube hatte sie an langen Winterabenden schon manche grausigen Geschichten von der Grossstadt gehört. Und sie war so farlässig gewesen und hatte einfach wie zuhause auf dem Dorf das Fenster aufgelassen.
- Rums- abrupt stoppten Augustes Gedanken, ihr Herz setzte für einen Schlag aus und sie hielt die Luft an. Mit lautem gepolter waren einige Bücher vom Bücherregal gefallen, welches gegenüber des grossen Schrankes stand. Vergeblich versuchte sie in der Dunkelheit etwas zu erspähen oder gar zu erahnen. Doch sie hörte nur ein leises rascheln und kurz darauf schienen die Bücher wieder auf dem Gestell plaziert worden zu sein.
Auguste hielt es nicht mehr aus. Mit zittrigen Händen tastete sie sich auf dem Nachtisch entlang um mit einem Streichholz die Bettkerze anzuzünden. Vor lauter Aufregung dauerte es viel zu lange. Sie vernahm erneut ein Rascheln, diesmal aber viel näher bei ihrem Bett. Auguste brachte ihre ganze Willensstärke auf, um nicht laut aufzuschreien. Denn schliesslich war sie zu Besuch in einem fremden Haus und konnte doch nicht alle aufwecken, ohne dass vielleicht ein Grund dafür bestand. Wenn sie Licht hätte und sehen würde, was ihr so einen Schrecken versetzt hatte, wäre im Notfall immer noch genügend Zeit um zu schrein.
Endlich hatte sie es geschafft die kleine Flamme in gang zu bringen. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Licht und sie späte im Zimmer herum. "Ah!" stiess sie einen kurzen Schrei hervor, schlug sich aber zugleich mit der Hand vor den Mund. Vor ihr stand ein kleines Wesen mit einer roten Zipfelmütze. Es hatte eine menschliche Gestalt, doch war nur gerade so gross wie ihr Fuss. Was auch immer das sein mochte, böse sah dieses Wesen nicht aus. Es erinnerte sie an die Erzählungen von Heinzelmännchen, welche sie zuhause oft gehört hatte.
Nachdem sich die beiden etwa 2 Minuten ohne etwas zusagen und beide zu Tode erschreckt angeschaut hatten, wagte Auguste den Versuch, das Wesen ihr gegenüber anzusprechen. "Wer bist Du den?" -"Das gleiche könnte ich Dich fragen!" antwortet der Wichtel. Als ich vor einer Woche in die Ferien fuhr, war diese Zimmer noch leer. Und nun liegt plötzlich ein fremdes Mädchen in diesem Bett. Das Zimmer wurde seit mindestens 10 Jahren nicht mehr benutzt. Es war das Zimmer meiner Herrin, doch als sie starb, räumte man ihre persönlichen Sachen weg und liess es einfach sein. Ab und zu kam die Putzfrau und machte sauber, aber sonst kam hier nie jemand herein."- "Deine Herrin?" fragte Auguste verwundert? "Meine Herrin war die Mutter der jetztigen Hausherrin. Sie hatte ein gutes Herz und gab mir Arbeit, da ich sonst nicht gewusst hätte, wo ich hin sollt." - "Weiss jemand dass Du noch hier bist?" fragte Auguste. Der Wichtel verneinte. Ja er erklärte sogar, dass ihn ausser seiner Herrin noch kein Bewohner dieses Hauses jemals zu Gesicht bekommen hatte. Sie sei die erste. Und sie könne ihn auch nur sehen, weil sie eine Besondere Gabe habe. Die meisten Menschen würden ihn nicht sehen können, auch wenn er direkt vor ihnen stünde.
So unterhielten sich Auguste und der Wichtel eine Weile und schliesslich stellten sie sich auch einander vor. Es stellte sich heraus, dass die Vorfahren des Wichtels, welcher übrigens Harry hiess, schon seit Jahrhunderten an diesem Ort gewohnt hatten. Dann waren Menschen gekommen, hatten Häuser gebaut und viele Wichtel verdrängt. Die cleveren hatten sich Arbeit bei den Menschen gesucht, doch dass wurde immer schwieriger, da die Menschen mit der Zeit die Fähigkeit verloren, die Wichtel wahrzunehmen. So hatten viele Wichtel angefangen, sich ein Leben zwischen den Menschen einzurichten. Er erzählte Auguste auch, dass er viele Freunde hatte. In Berlin wohne in fast jedem Haus ein Wichtel. Doch die Bewohner glaubten heute nicht mehr an die Existenz von Wichteln und so merke niemand etwas von ihrer Existenz.
Auguste war begeistert. Sie hätte nie erwartet in Berlin auf Wichtel zu treffen. Bis vor weniger als einer Stunde hatte sie noch nicht einmal gewusst, dass Wichtel existierten. Und da kam ihr plötzlich der Gedanke, dass Olaf vielleicht gar kein Troll sei, sondern ein grosser Wichtel. Sofort sprach sie die Idee aus. Doch Harry meinte, dass Olaf nach ihrer Beschreibung sicher kein Wichtel sei. Mit einer geheimnisvollen Mine fügte er hinzu, dass es auf dieser Welt noch vieles für ein Mädchen mit dieser speziellen Gabe, wie Auguste sie offensichtlich besass, zu entdecken gäbe. "Die Welt ist nicht ganz so einfach und linear, wie sie von Menschen oft dargestellt wird." Neben den Menschen, Tieren, Bäumen und Pflanzen leben nach Heerscharen von anderen Lebewesen, die in der Welt der Menschen als Mythen abgetan werden. Wenn Du Deine Augen offen hällst Augustchen, wirst Du viele Freunde finden können, aber auch einige Feinde. Also sei auf der Hut! Es gibt nette und böse Wesen, und es ist nicht immer ganz einfach zu unterscheiden."
Sie plauderten und plauderten. Plötzlich wurde Harry nervös, sprang unters Bett und wurde unsichtbar. Im selben Augenblick ging die Tür auf und Maria kam zur Tür herein.
"Guten Morgen Augustchen, wollen wir frühstücken und dann zum Postamt gehen und sehen, ob ein Telegramm gekommen is?"
- Rums- abrupt stoppten Augustes Gedanken, ihr Herz setzte für einen Schlag aus und sie hielt die Luft an. Mit lautem gepolter waren einige Bücher vom Bücherregal gefallen, welches gegenüber des grossen Schrankes stand. Vergeblich versuchte sie in der Dunkelheit etwas zu erspähen oder gar zu erahnen. Doch sie hörte nur ein leises rascheln und kurz darauf schienen die Bücher wieder auf dem Gestell plaziert worden zu sein.
Auguste hielt es nicht mehr aus. Mit zittrigen Händen tastete sie sich auf dem Nachtisch entlang um mit einem Streichholz die Bettkerze anzuzünden. Vor lauter Aufregung dauerte es viel zu lange. Sie vernahm erneut ein Rascheln, diesmal aber viel näher bei ihrem Bett. Auguste brachte ihre ganze Willensstärke auf, um nicht laut aufzuschreien. Denn schliesslich war sie zu Besuch in einem fremden Haus und konnte doch nicht alle aufwecken, ohne dass vielleicht ein Grund dafür bestand. Wenn sie Licht hätte und sehen würde, was ihr so einen Schrecken versetzt hatte, wäre im Notfall immer noch genügend Zeit um zu schrein.
Endlich hatte sie es geschafft die kleine Flamme in gang zu bringen. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Licht und sie späte im Zimmer herum. "Ah!" stiess sie einen kurzen Schrei hervor, schlug sich aber zugleich mit der Hand vor den Mund. Vor ihr stand ein kleines Wesen mit einer roten Zipfelmütze. Es hatte eine menschliche Gestalt, doch war nur gerade so gross wie ihr Fuss. Was auch immer das sein mochte, böse sah dieses Wesen nicht aus. Es erinnerte sie an die Erzählungen von Heinzelmännchen, welche sie zuhause oft gehört hatte.
Nachdem sich die beiden etwa 2 Minuten ohne etwas zusagen und beide zu Tode erschreckt angeschaut hatten, wagte Auguste den Versuch, das Wesen ihr gegenüber anzusprechen. "Wer bist Du den?" -"Das gleiche könnte ich Dich fragen!" antwortet der Wichtel. Als ich vor einer Woche in die Ferien fuhr, war diese Zimmer noch leer. Und nun liegt plötzlich ein fremdes Mädchen in diesem Bett. Das Zimmer wurde seit mindestens 10 Jahren nicht mehr benutzt. Es war das Zimmer meiner Herrin, doch als sie starb, räumte man ihre persönlichen Sachen weg und liess es einfach sein. Ab und zu kam die Putzfrau und machte sauber, aber sonst kam hier nie jemand herein."- "Deine Herrin?" fragte Auguste verwundert? "Meine Herrin war die Mutter der jetztigen Hausherrin. Sie hatte ein gutes Herz und gab mir Arbeit, da ich sonst nicht gewusst hätte, wo ich hin sollt." - "Weiss jemand dass Du noch hier bist?" fragte Auguste. Der Wichtel verneinte. Ja er erklärte sogar, dass ihn ausser seiner Herrin noch kein Bewohner dieses Hauses jemals zu Gesicht bekommen hatte. Sie sei die erste. Und sie könne ihn auch nur sehen, weil sie eine Besondere Gabe habe. Die meisten Menschen würden ihn nicht sehen können, auch wenn er direkt vor ihnen stünde.
So unterhielten sich Auguste und der Wichtel eine Weile und schliesslich stellten sie sich auch einander vor. Es stellte sich heraus, dass die Vorfahren des Wichtels, welcher übrigens Harry hiess, schon seit Jahrhunderten an diesem Ort gewohnt hatten. Dann waren Menschen gekommen, hatten Häuser gebaut und viele Wichtel verdrängt. Die cleveren hatten sich Arbeit bei den Menschen gesucht, doch dass wurde immer schwieriger, da die Menschen mit der Zeit die Fähigkeit verloren, die Wichtel wahrzunehmen. So hatten viele Wichtel angefangen, sich ein Leben zwischen den Menschen einzurichten. Er erzählte Auguste auch, dass er viele Freunde hatte. In Berlin wohne in fast jedem Haus ein Wichtel. Doch die Bewohner glaubten heute nicht mehr an die Existenz von Wichteln und so merke niemand etwas von ihrer Existenz.
Auguste war begeistert. Sie hätte nie erwartet in Berlin auf Wichtel zu treffen. Bis vor weniger als einer Stunde hatte sie noch nicht einmal gewusst, dass Wichtel existierten. Und da kam ihr plötzlich der Gedanke, dass Olaf vielleicht gar kein Troll sei, sondern ein grosser Wichtel. Sofort sprach sie die Idee aus. Doch Harry meinte, dass Olaf nach ihrer Beschreibung sicher kein Wichtel sei. Mit einer geheimnisvollen Mine fügte er hinzu, dass es auf dieser Welt noch vieles für ein Mädchen mit dieser speziellen Gabe, wie Auguste sie offensichtlich besass, zu entdecken gäbe. "Die Welt ist nicht ganz so einfach und linear, wie sie von Menschen oft dargestellt wird." Neben den Menschen, Tieren, Bäumen und Pflanzen leben nach Heerscharen von anderen Lebewesen, die in der Welt der Menschen als Mythen abgetan werden. Wenn Du Deine Augen offen hällst Augustchen, wirst Du viele Freunde finden können, aber auch einige Feinde. Also sei auf der Hut! Es gibt nette und böse Wesen, und es ist nicht immer ganz einfach zu unterscheiden."
Sie plauderten und plauderten. Plötzlich wurde Harry nervös, sprang unters Bett und wurde unsichtbar. Im selben Augenblick ging die Tür auf und Maria kam zur Tür herein.
"Guten Morgen Augustchen, wollen wir frühstücken und dann zum Postamt gehen und sehen, ob ein Telegramm gekommen is?"
Sonntag, 10. August 2008
Kapitel 16: smaragdgrüner Samt
Die Sonne blinzelte mit ihren ersten Strahlen durch die Scheibe, genau auf das Kopfkissen von Auguste. Wenige Augenblicke nur brauchte sie um aufzuwachen. Und sofort waren ihre Gedanken klar. Heute, heute! Ja heute würde sich vielleicht ihr Leben ändern. "Opa!" rief sie ungeduldig zum anderen Bett hinüber. Doch Opa rührte sich nicht. Auguste wurde ungeduldig. Wie konnte es sein, dass Opa diesen wichtigen Tag verschlafen konnte? Etwas lauter und energischer rief sie noch einmal: "Opa, Opa wach auf! Die Sonne scheint schon!" Doch Opa schien sie immer noch nicht zu hören. Also sprang Auguste mit einem Satz aus dem Bett und war auch schon an Opas Seite. Vorsichtig schüttelte sie ihn. Doch was war das? Er reagierte überhaupt nicht! Oh nein! Was war mit Opa?! Er konnte sie doch jetzt nicht alleine lassen! Er war schon alt, ja, das hatte sie gewusst, als sie die Reise angetreten hatten. Doch er durfte nun auf keinen Fall sterben. Nicht so kurz vor der Lösung ihres Geheimnisses! Verzweifelt versuchte sie Opa wach zu schütteln. Doch es half nichts. Sie eilte hinunter zur Rezeption. Dort bestellte man sofort einen Artzt. Auguste lief zurück zu Opa. Ganz schwach konnte sie seinen Atem wahrnehmen! Erleichtert setzte sie sich neben ihn. Er war nicht tot! Zumindest noch nicht! Hoffentlich würde dieser Arzt bald kommen! Die Sekunden verstrichen wie Stunden. Auguste hilet Opas Hand gedrückt. Sie wollte ihm von sich aus Kraft übermitteln. Etwas anderes konnte sie sowieso nicht tun.
Endlich, nach etwa einer halben Stunde, die Auguste wie eine Ewigkeit erschienen war, betrat der Arzt mit ernster Miene das Zimmer. "Na dann wollen wir mal schauen, was der alte Herr hat." meinte er nüchtern. Er schickte Auguste aus dem Zimmer. Doch diese wich keinen Millimeter von ihrem Opa. Schliesslich gab der Arzt mit einem Schulterzucken auf und begann mit der Untersuchung, obwohl ihn dieses aufdringliche Mädchen störte. Kinder gehörten nun einmal nicht zu einer ärztlichen Untersuchung.
Neugierig und aufmerksam beobachtete Auguste alles was der Arzt tat. Er schien überhaupt nicht besorgt, was auf Auguste sehr beruhigend wirkte. Nach wenigen Minuten kam er zum Schluss, dass dieser alte Herr nicht bei Bewusstsein sei und ins Krankenhaus müsse, denn er könne nicht viel tun. Und selbst wenn er den Herrn wieder zu Bewusstsein bringen würde, bedürfe er ärztlicher Überwachung. Er bestellte bei der Rezeption zwei Sanitäter mit eine Bahre und so wurde Opa in das nächstgelegene Hospital gebracht. Dicht gefolgt von Auguste. Denn schliesslich wollte sie wissen, wo ihr Opa sein würde, wenn sie ihn brauchte. Im Krankenhaus setzte sie sich auf die Bettkante und beobachtet wieder interessiert die Schwestern und den Arzt, die verschiedene Dinge unternahmen um Opa aufzuwecken. Es war schon beinahe Zeit für das Mittagessen, als Opa endlich wieder zu sich kam. Erleichtert erzählte Auguste dem etwas verwirrten Opa, was geschehen war. Der Arzt hatte gesagt, dass Opa mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben müsse. Bei der Gelegenheit könne man sich gleich seinem Augenleiden annehmen. Das koste allerdings einiges. Opa war bestürzt. Dieser Krankenhausaufenthalt war nicht in seinem Budget eingerechnet gewesen. Er konnte sich nicht Hotel und Krankenhaus leisten. Also beschlossen sie, dass Auguste zu ihm ins Krankenhaus ziehen sollte und dass sie des Nachts, wenn die Schwestern nicht mehr ständig zur Kontrolle kämen, das Bett teilen würden. Somit könnten sie die Hotelkosten sparen.
Auguste fand das gar keine schlechte Idee, denn sie hatte überhaupt keine Lust gehabt, alleine zurück in das Hotel zu gehen. Ein letztes Mal würde sie das nun tun müssen. Sofort machte sie sich auf den Weg. An der Rezeption meldete sie sich ab, bezahlte die wenigen Nächte und machte sich dann ans Packen. Mit dem ganzen Gepäck mühte sie sich ab, in die Eingangshalle zu kommen. Das eine Gepäckstück liess sie vorerst stehen und marschierte mit Opas Koffer los. Im Krankenhaus angekommen, machte sie sich sofort auf den Rückweg, um ihre Tasche zu holen und hinterliess dann für Maria an der Rezeption eine Nachricht.
Als alles erledigt war, zeigte die Uhr bereits 15.00 Uhr. Augustes Magen knurrte wie wild. Den ganzen Tag hatte sie noch nichts gegessen. Opa hatte zur Stärkung schon eine Mahlzeit bekommen, doch davon wollte sie ihm nichts wegessen. Denn schliesslich war er krank. Hungrig machte sie sich auf in die Krankenhauskantine. Dort gab es überraschend billige belegte Brötchen, von denen sie sich eines leistete. Ihr Hunger war noch nicht gestillt, aber sie wollte so wenig Geld wie möglich ausgeben, damit sich Opa die teure Operation leisten könne.
Als sie zurück ins Zimmer kam, erwartete Maria sie bereits dort. Sie hatte noch keine Nachricht von den Wissenschaftlern erhalten, aber man hatte ihr die Nachricht überbracht, dass Auguste und Opa aus dem Hotel ausgechecked hatten und das Opa im Spital sei. Und so war sie sofort hierhergeilt, um sich mit eigenen Augen ein Bild von der Situation zu machen. Kurz überlegt hatte sie mit Opa besprochen, dass Auguste eine Woche lang bei ihr wohnen könne, und dass sie jeden Tag bei Opa im Krankenhaus vorbeikommen könne. Denn sie fand es keine gute Idee, dass sich Auguste würde verstecken müssen, damit sie nicht von den Schwestern auf die Strasse gejagt würde.
Auguste hörte sich den Vorschlag von Maria an. Zuerst war sie hell begeistert. Sie, die kleine Auguste von einem masurischen Dorf, würde bei einer berühmten Wissenschaftlerin in einem grossen Haus in Berlin wohnen! Wie toll! Wenn sie das ihren Freundinnen erzählen wird, die werden bestimmt alle blass vor Neid werden! Doch schon einen Augenblick später veränderte sich ihre Mine. Angst kam in ihr hoch. Sie war noch nie bei fremden Leuten zu Gast gewesen. Wie sollte sie sich verhalten? Wie würde sich Opa so alleine fühlen? Warum war Maria so nett zu ihr? Würde sie nachher etwas von ihr verlangen, was sie ihr womöglich nicht geben könnte? Denn obwohl sie von einem Dorf kam, war sie nicht so naiv, wie man glauben mochte. Sie hatte an langen Winterabenden den Geschichten der Erwachsenen gelauscht und dabei so manches gelernt. Etwas, was sie gelernt hatte, war auch gewesen, dass man im Leben nie etwas geschenkt bekommt, zumindest nicht von fremden Leuten.
Opa hatte wohl bemerkt, was in Augustes Kopf vorging. Er nickte ihr aufmunternd zu. "Ich glaube das ist die beste Lösung für alle. Wenn du zu Maria gehst Augustchen, dann habe ich auch mehr Platz im Bett und kann besser schlafen! Und Maria verlangt auch nichts dafür, dass Du bei ihr schläfst. Das einzige, was möchte ist, dass Du eine Woche lang mit ihr etwas unternimmst, Berlin anschaust, mit ihr ins Caffee gehst, sie an die Universität begleitest und ihr überall Gesellschaft leistest. Sie ist nämich momentan etwas alleine, da ihr werter Vater auf einer Geschäftsreise ist." Auguste dankte Opa erleichtert. Wie gut es ist, Menschen um sich zu haben, die sofort erkennen, was einen bewegt, dachte sie. Ja, Gesellschaft leisten, das konnte sie. Auch wenn sie nicht so gelehrt war wie Maria, wusste sie immer etwas, worüber sie sich unterhalten konnte. Was Auguste an Wissen fehlte, ersetzte sie durch Phantasie.
Maria war etwas ungeduldig, denn sie musste noch einiges erledigen heute. Also verabschiedete sich Auguste etwas wehmütig von Opa und folgte ihrer Gastgeberin. Zuerst brachten sie Augustes Tasche in das Haus. Maria schaute immer wieder auf die Uhr. Sie wurede etwas ungeduldig. Denn sie musste noch ein neues Kleid vor Ladenschluss kaufen und diese Auguste war gar langsam. Man merkte, dass das Mädchen vom Land kam, wo es nicht auf Minuten darauf an kam. Hier in der Stadt war das eben ganz anders. Und in der Tat. Auguste verstand nicht, warum Maria so hetzte. Es war doch erst vier Uhr nachmittags. Es war Sommer und würde noch lange nicht dunkel werden. Gerne hätte sich Auguste das Haus etwas genauer angeschaut. Doch sie musste ja ihrer Gastgeberin gehorchen. Also beeilte sie sich. Und wenige Augenblicke später bereute sie es nicht mehr, dass sie nicht zuhaus geblieben waren. Zusammen hatten sie ein Kaufhaus betreten. So etwas in dieser Grösse hatte Auguste noch nie gesehen. Das Geschäft war voll von herrlichen Kleidern, Stoffen und Waren, die man sich gar nicht alle zu erträumen vermochte! Während Maria Kleider anprobierte, strolchte Auguste mit staunenenden Augen durch den Laden. Würde sie jemals so viel Geld besitzen, dass sie so ein prächtiges Kleidungstück erwerben könnte? Es gab hier ganz edle Stoffe. Strümpfe aus Seide und Röcke aus Samt mit Brokat Verzierungen. Auguste traute kaum ihren Augen und ihren Händen. So fein war hier alles. Bei ihrem Rundgang stiess sie wieder auf Maria und der Mund blieb ihr offen stehen. Maria lachte. "Was ist denn mit dir los Augustchen?" Auguste traute ihren Augen kaum. Maria probierte gerade ein smaragd grünes Kleid aus Samt und Satin. Es stand ihr hervorragend und wenn Auguste nicht gewusst hätte, wer vor ihr stand, sie hätte gedacht, es sie die Königin von England. Nachdem Auguste dieses Kleid offensichtlich zu gefallen schien, entschloss Maria sich, es zu kaufen. Gemütlich schlenderten sie nach Hause, wo bereits ein herrschafltiches Abendessen auf die beiden wartete. Danach war Auguste so müde von den Anstrengungen des Tages, dass sie sich sofort verabschiedete und ins Bett begab.
Ja, ihr Leben hatte sich heute geändert. Allerdings ganz anders, als sie es gestern Abend erwartet hatte. Aber gestern war bereits viele Ewigkeiten her!
Endlich, nach etwa einer halben Stunde, die Auguste wie eine Ewigkeit erschienen war, betrat der Arzt mit ernster Miene das Zimmer. "Na dann wollen wir mal schauen, was der alte Herr hat." meinte er nüchtern. Er schickte Auguste aus dem Zimmer. Doch diese wich keinen Millimeter von ihrem Opa. Schliesslich gab der Arzt mit einem Schulterzucken auf und begann mit der Untersuchung, obwohl ihn dieses aufdringliche Mädchen störte. Kinder gehörten nun einmal nicht zu einer ärztlichen Untersuchung.
Neugierig und aufmerksam beobachtete Auguste alles was der Arzt tat. Er schien überhaupt nicht besorgt, was auf Auguste sehr beruhigend wirkte. Nach wenigen Minuten kam er zum Schluss, dass dieser alte Herr nicht bei Bewusstsein sei und ins Krankenhaus müsse, denn er könne nicht viel tun. Und selbst wenn er den Herrn wieder zu Bewusstsein bringen würde, bedürfe er ärztlicher Überwachung. Er bestellte bei der Rezeption zwei Sanitäter mit eine Bahre und so wurde Opa in das nächstgelegene Hospital gebracht. Dicht gefolgt von Auguste. Denn schliesslich wollte sie wissen, wo ihr Opa sein würde, wenn sie ihn brauchte. Im Krankenhaus setzte sie sich auf die Bettkante und beobachtet wieder interessiert die Schwestern und den Arzt, die verschiedene Dinge unternahmen um Opa aufzuwecken. Es war schon beinahe Zeit für das Mittagessen, als Opa endlich wieder zu sich kam. Erleichtert erzählte Auguste dem etwas verwirrten Opa, was geschehen war. Der Arzt hatte gesagt, dass Opa mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben müsse. Bei der Gelegenheit könne man sich gleich seinem Augenleiden annehmen. Das koste allerdings einiges. Opa war bestürzt. Dieser Krankenhausaufenthalt war nicht in seinem Budget eingerechnet gewesen. Er konnte sich nicht Hotel und Krankenhaus leisten. Also beschlossen sie, dass Auguste zu ihm ins Krankenhaus ziehen sollte und dass sie des Nachts, wenn die Schwestern nicht mehr ständig zur Kontrolle kämen, das Bett teilen würden. Somit könnten sie die Hotelkosten sparen.
Auguste fand das gar keine schlechte Idee, denn sie hatte überhaupt keine Lust gehabt, alleine zurück in das Hotel zu gehen. Ein letztes Mal würde sie das nun tun müssen. Sofort machte sie sich auf den Weg. An der Rezeption meldete sie sich ab, bezahlte die wenigen Nächte und machte sich dann ans Packen. Mit dem ganzen Gepäck mühte sie sich ab, in die Eingangshalle zu kommen. Das eine Gepäckstück liess sie vorerst stehen und marschierte mit Opas Koffer los. Im Krankenhaus angekommen, machte sie sich sofort auf den Rückweg, um ihre Tasche zu holen und hinterliess dann für Maria an der Rezeption eine Nachricht.
Als alles erledigt war, zeigte die Uhr bereits 15.00 Uhr. Augustes Magen knurrte wie wild. Den ganzen Tag hatte sie noch nichts gegessen. Opa hatte zur Stärkung schon eine Mahlzeit bekommen, doch davon wollte sie ihm nichts wegessen. Denn schliesslich war er krank. Hungrig machte sie sich auf in die Krankenhauskantine. Dort gab es überraschend billige belegte Brötchen, von denen sie sich eines leistete. Ihr Hunger war noch nicht gestillt, aber sie wollte so wenig Geld wie möglich ausgeben, damit sich Opa die teure Operation leisten könne.
Als sie zurück ins Zimmer kam, erwartete Maria sie bereits dort. Sie hatte noch keine Nachricht von den Wissenschaftlern erhalten, aber man hatte ihr die Nachricht überbracht, dass Auguste und Opa aus dem Hotel ausgechecked hatten und das Opa im Spital sei. Und so war sie sofort hierhergeilt, um sich mit eigenen Augen ein Bild von der Situation zu machen. Kurz überlegt hatte sie mit Opa besprochen, dass Auguste eine Woche lang bei ihr wohnen könne, und dass sie jeden Tag bei Opa im Krankenhaus vorbeikommen könne. Denn sie fand es keine gute Idee, dass sich Auguste würde verstecken müssen, damit sie nicht von den Schwestern auf die Strasse gejagt würde.
Auguste hörte sich den Vorschlag von Maria an. Zuerst war sie hell begeistert. Sie, die kleine Auguste von einem masurischen Dorf, würde bei einer berühmten Wissenschaftlerin in einem grossen Haus in Berlin wohnen! Wie toll! Wenn sie das ihren Freundinnen erzählen wird, die werden bestimmt alle blass vor Neid werden! Doch schon einen Augenblick später veränderte sich ihre Mine. Angst kam in ihr hoch. Sie war noch nie bei fremden Leuten zu Gast gewesen. Wie sollte sie sich verhalten? Wie würde sich Opa so alleine fühlen? Warum war Maria so nett zu ihr? Würde sie nachher etwas von ihr verlangen, was sie ihr womöglich nicht geben könnte? Denn obwohl sie von einem Dorf kam, war sie nicht so naiv, wie man glauben mochte. Sie hatte an langen Winterabenden den Geschichten der Erwachsenen gelauscht und dabei so manches gelernt. Etwas, was sie gelernt hatte, war auch gewesen, dass man im Leben nie etwas geschenkt bekommt, zumindest nicht von fremden Leuten.
Opa hatte wohl bemerkt, was in Augustes Kopf vorging. Er nickte ihr aufmunternd zu. "Ich glaube das ist die beste Lösung für alle. Wenn du zu Maria gehst Augustchen, dann habe ich auch mehr Platz im Bett und kann besser schlafen! Und Maria verlangt auch nichts dafür, dass Du bei ihr schläfst. Das einzige, was möchte ist, dass Du eine Woche lang mit ihr etwas unternimmst, Berlin anschaust, mit ihr ins Caffee gehst, sie an die Universität begleitest und ihr überall Gesellschaft leistest. Sie ist nämich momentan etwas alleine, da ihr werter Vater auf einer Geschäftsreise ist." Auguste dankte Opa erleichtert. Wie gut es ist, Menschen um sich zu haben, die sofort erkennen, was einen bewegt, dachte sie. Ja, Gesellschaft leisten, das konnte sie. Auch wenn sie nicht so gelehrt war wie Maria, wusste sie immer etwas, worüber sie sich unterhalten konnte. Was Auguste an Wissen fehlte, ersetzte sie durch Phantasie.
Maria war etwas ungeduldig, denn sie musste noch einiges erledigen heute. Also verabschiedete sich Auguste etwas wehmütig von Opa und folgte ihrer Gastgeberin. Zuerst brachten sie Augustes Tasche in das Haus. Maria schaute immer wieder auf die Uhr. Sie wurede etwas ungeduldig. Denn sie musste noch ein neues Kleid vor Ladenschluss kaufen und diese Auguste war gar langsam. Man merkte, dass das Mädchen vom Land kam, wo es nicht auf Minuten darauf an kam. Hier in der Stadt war das eben ganz anders. Und in der Tat. Auguste verstand nicht, warum Maria so hetzte. Es war doch erst vier Uhr nachmittags. Es war Sommer und würde noch lange nicht dunkel werden. Gerne hätte sich Auguste das Haus etwas genauer angeschaut. Doch sie musste ja ihrer Gastgeberin gehorchen. Also beeilte sie sich. Und wenige Augenblicke später bereute sie es nicht mehr, dass sie nicht zuhaus geblieben waren. Zusammen hatten sie ein Kaufhaus betreten. So etwas in dieser Grösse hatte Auguste noch nie gesehen. Das Geschäft war voll von herrlichen Kleidern, Stoffen und Waren, die man sich gar nicht alle zu erträumen vermochte! Während Maria Kleider anprobierte, strolchte Auguste mit staunenenden Augen durch den Laden. Würde sie jemals so viel Geld besitzen, dass sie so ein prächtiges Kleidungstück erwerben könnte? Es gab hier ganz edle Stoffe. Strümpfe aus Seide und Röcke aus Samt mit Brokat Verzierungen. Auguste traute kaum ihren Augen und ihren Händen. So fein war hier alles. Bei ihrem Rundgang stiess sie wieder auf Maria und der Mund blieb ihr offen stehen. Maria lachte. "Was ist denn mit dir los Augustchen?" Auguste traute ihren Augen kaum. Maria probierte gerade ein smaragd grünes Kleid aus Samt und Satin. Es stand ihr hervorragend und wenn Auguste nicht gewusst hätte, wer vor ihr stand, sie hätte gedacht, es sie die Königin von England. Nachdem Auguste dieses Kleid offensichtlich zu gefallen schien, entschloss Maria sich, es zu kaufen. Gemütlich schlenderten sie nach Hause, wo bereits ein herrschafltiches Abendessen auf die beiden wartete. Danach war Auguste so müde von den Anstrengungen des Tages, dass sie sich sofort verabschiedete und ins Bett begab.
Ja, ihr Leben hatte sich heute geändert. Allerdings ganz anders, als sie es gestern Abend erwartet hatte. Aber gestern war bereits viele Ewigkeiten her!
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