Sonntag, 20. April 2008

Kapitel 3: Opa hilft

Am nächsten Nachmittag fand Auguste Gelegenheit, einen Moment mit ihrem Opa alleine zu sein. Sofort sprach sie ihn auf die gesehen Wesen im Wald an. Zuerst lächelte der Opa und sie dachte schon, er wolle sie genau so auslachen, wie es alle anderen taten, aber dann setzte er ein ernstes Gesicht auf und überlegte. Er fragte Auguste, ob sie das Männlein und das Weiblein genau beschreiben könne. Doch Auguste hatte sie jeweils nur kurz zu Gesicht bekommen, weshalb eine genaue Beschreibung ein schwieriges Unterfangen war. Während sie sich noch abmühte hellte sich plötzlich die Miene des Opas auf. "Augustchen, ich weiss was du gesehen hast! Das waren bestimmt ein Trollmänchen und ein Trollweibchen." Unglaubig schaute ihn Auguste an. Was auch immer ein Troll war, das Wort hatte sie noch nie gehört, der Opa schien es auf jeden Fall zu kennen und das bedeutete, dass sie etwas ganz reales gesehen hatte. Sie hatte nämlich schon befürchtet, irr zu werden und Dinge zu sehen, die es gar nicht gab. Auch ihr Gesicht erhellte sich und sie fragte den Opa, was Trolle denn für eine Sprache sprechen. Doch das wusste der Opa auch nicht so genau. Er wusste nur, dass sie eigentlich in den skandinavischen Wäldern beheimatet waren. Was sie hier in Masuren wollten, war für ihn sehr sehr fraglich. Hatten sie sich verirrt? Oder waren sie auf Hochzeitsreise? Machten Trolle so etwas? Denn er musste sich eingestehen, obwohl er Augustchen eben stolz verkündet hatte, dass sie Trolle gesehen hatte, so wusste er selbst nicht wirklich viel über diese Wesen und hatte selbst noch nie einen Troll gesehen. Eigentlich war er sehr neugierig und deshalb schlug er Auguste vor, dass sie doch zusammen zu dem Wäldchen mit dem Bächlein gehen sollten und versuchen sollten, sich mit den Trollen zu verständigen.

Glücklich über ihren neuen Verbündeten, der ihre Ausflüge um einiges vereinfachen würde, da sie nun keine Ausreden mehr brauchte, schlug Auguste vor, sofort loszuziehen. Als Henriette Auguste mit Opa den Hof verlassen sah, wäre sie am liebsten hinterher geschlichen, denn sie ahnte, dass die zwei etwas spannendes vor hatten. Doch leider war sie in die Hofarbeiten eingebunden und hatte bis vor der Dunkelheit noch viel zu erledigen.

So zogen Auguste und ihr Opa unbeobachtet durch die grünen, mit Blumen übersähten Wiesen. Beim Bächlein angekommen, sahen sie natürlich nichts. Auguste wollte schon enttäuscht umkehren, aber der Opa hatte in seinem langen Leben schon so manche unglaublichen Geschichten gehört, bei denen wohl immer ein Körnchen Wahrheit dabei war. Und in einer dieser Geschichten hatte er gehört, dass Trolle, wenn sie sich sicher fühlen oft Musik machen und tanzen. So spitze er seine Ohren, um das leiseste Geräusch wahrzunehmen, dem er folgen konnte. Und tatsächlich hörte er eine leise Melodie, dem Klang eines Alphornes gleich, wenn es viele Kilometer entfernt ist. Darauf machte er Auguste aufmerksam. Sie war sich nicht sicher, ob sie diese Melodie wirklich hören konnte, oder ob sie es sich nur einbildete, aber sie war sofort bereit, in diese Richtung durch das Dickicht des Wäldchens zu marschieren. Und tatsächlich, je weiter sie gingen, desto hörbarer wurde der Klang und bald war sie fest überzeugt, einen Musikanten zu hören.

Als sie schon eine Weile gegangen waren, stoppte die Musik abruppt. Sie hofften, man hatte sie nicht entdeckt und ihretwegen aufgehört zu spielen. Leise schlichen sie immer weiter in die Richtung, aus der die Musik gekommen war. Und plötzlich, Auguste traute ihren Augen nicht, kamen sie auf eine Lichtung. Und dort stand ein kleines, mikriges, ärmlich aussendes, aber wunderschönes Häusschen mit einem Schornstein. Aus dem Schornstein stieg ganz schwacher Rauch auf. "Aha, meinte der Grossvater, sieht ganz so aus, als ob diese Trolle hier wohnen würden." Auguste war begeistert. Jetzt wusste sie endlich, wo sie diese Wesen finden konnte, wenn sie sie suchte. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie jetzt machen sollten, aber der Opa war mutig und meinte, sie sollten doch an die Türe klopfen. Das taten sie auch. Von drinnen waren schwere schlurfende Schritte zu hören.

1 Kommentar:

Juha V. Mentu hat gesagt…

Bitte, weiter erzählen!

Ich habe berufliche Reisen während dieser Woche, aber versuche, diese Geschichte zu folgen...

Gruess Juha